Ja, auch das ist mittlerweile ein Thema. Schadet es nun dem Ungeborenen oder nicht? Was sagen Ärzte? Wir haben nachgefragt.
Es gibt Wissenschaftler, die behaupten, dass Cannabis unserem ungeborenen Baby nicht schaden. Man sagt, Cannabis habe „keine konsistenten Wirkungen auf die Nachkommen“ Die Mehrheit ist meist anderer Meinung. Doch beginnen wir doch erst einmal damit, wie Cannabis auf unser Ungeborenes wirkt. Denn feststeht: Die Cannabinoide kommen definitiv bei unserem Fetus an!
Wirkung auf den Fetus
Die von der Mutter eingenommene Cannabinoide überwinden die so genannte Plazenta-Schranke. →Damit wird die Schutzbarriere zwischen dem mütterlichen und dem fetalen Blutkreislauf im Mutterkuchen (Plazenta) bezeichnet.
Die THC-Konzentration dringt nun in das fetale Blut ein und vermengt sich dort. Die THC-Konzentration ist beim Fetus allerdings niedriger als bei der Mutter. THC bindet sich an bestimmte Cannabinoid-Rezeptoren im Gehirn. Also binden sie sich auch an das Gehirn des Neugeborenen. So kann unter Umständen die Entwicklung verschiedener Systeme von Nervenüberträgerstoffen (Neurotransmitter) und damit spätere Verhaltensmuster beeinflusst werden. Ich habe mich an eine Hebamme in Berlin gewandt und mit ihr gesprochen. Mir wurde berichtet, dass es oft zu Geburten von Kindern kommt, deren Mütter regelmäßig Cannabis zu sich genommen hatten. Bei der Minderheit soll man sogar Entzugserscheinungen wahrgenommen haben. Diese kamen allerdings auch mit Verbindung von Alkohol und/oder Nikotin.
Die 43-Jährige erklärt mir, dass dies möglicherweise in der Folgezeit zu geringfügigen neurologischen Defiziten führen kann. „Dem Fetus wird es in dem Moment, in dem die Mutter Cannabis zu sich nimmt nicht schlecht gehen. Prinzipiell besteht auch keine Gefahr, dass dem Ungeborenen Etwas dadurch passiert. Das ist bei Nikotin und Alkohol anders. Ein Fetus einer rauchenden Mutter bekommt bei jedem Zug an einer Zigarette im Grunde keine Luft.“ Entzugserscheinungen, Fehlbildungen, geistige und körperliche Behinderungen, Minderwuchs, etc. sind nicht nur schlimme Folgen von Nikotin, sondern auch von Alkoholkonsum während der Schwangerschaft. „Das konnte bei einem Neugeborenen einer cannabiskonsumierenden Mutter noch nicht festgestellt werden. Immerhin das. Ich glaube auch an die heilende Wirkung von Cannabis. Das Gehirn des Menschen sollte jedoch voll entwickelt sein. Außerdem finde ich, sollte jeder Mensch, selbst einmal entscheiden können, ob er so Etwas zu sich nimmt oder nicht.“ Die nette Geburtshilfe mit 25-jähriger Berufserfahrung ist der Meinung, dass kein Ungeborenes mit Alkohol, Nikotin oder Cannabis in Verbindung gebracht werden sollte. „Wir und unsere Babys sind schon zu vielen Gefahren ausgesetzt. Da muss man jede zusätzliche vermeiden, solange man kann.“
Doch was sagen Studien?
Ich stelle euch zwei bekannte Langzeitstudien vor. Denn ich finde nur daran kann man erkennen, ob Cannabis dem Ungeborenen nun schadet oder nicht. Die eine Studie kommt von der Universität von Ottawa (Kanada) und eine weitere wurde an der Universität von Pittsburgh (USA) durchgeführt. In beiden werden Kinder, die im Mutterleib Cannabinoiden ausgesetzt waren, über viele Jahre begleitet. Die Nachkommen in der kanadischen Studie sind mittlerweile älter als 20 Jahre, die in der amerikanischen Studie älter als 10 Jahre. Ich bin einfach einmal nach dem Alter gegangen und habe mir dann die entsprechenden Entwicklungsstadien angeschaut.
Beide Studien haben zusammengefasst ergeben:
- 2-6 Jahre: + allgemeine Intelligenz normal – Auffälligkeiten in Sprache und Gedächtnis
- 9-12 Jahre: + gleiche Lese- und Sprechfähigkeit wie bei anderen Kindern – Defizite bei visuellen Problemlösungs-Situationen
- Pubertät: Hier konnte man eine Verschlechterung der so genannten „exekutiven Funktion“ beobachten. Als Exekutive Funktionen bezeichnet man eine Anzahl verhaltensbezogener und geistiger Fähigkeiten. Dies umfasst geistige Flexibilität bei Problemlösungen, fokussierte Aufmerksamkeit, Selbstkontrolle und die Selbstregulierung des eigenen Verhaltens.
Es gab einen amerikanischen Professor namens Leo Hollister. Dieser bemerkte 1998 in einem Beitrag, dass der Cannabis-Konsum während der Schwangerschaft nicht empfohlen werden sollte. „Obwohl die Konsequenzen weitaus geringer sind, als die des Alkohol- oder Nikotinkonsums.“ Er war allerdings auch der Meinung dass gegen einen gelegentlichen Joint in der Schwangerschaft nichts spricht, solange der Fetus gut und gesund entwickelt ist. Rein medizinisch betrachtet hätte er hier keine Bedenken. Ein regelmäßiger Konsum sollte jedoch vermieden werden. In einigen Kliniken Amerikas ist es mittlerweile sogar möglich Cannabis als Wehen-/Schmerzstiller vor und nach der Geburt verabreicht zu bekommen. Hier ist die Konzentration des THC’s jedoch geringer.
Wie ist das mit dem Stillen?
THC gelangt stark verdünnt auch in die Muttermilch. In einer Studie mit Affen gelangten 0,2 Prozent des von der Mutter aufgenommenen THC in die Milch. Wenn eine Mutter täglich ein bis zwei Joints raucht und das Neugeborene etwa 700 Milliliter trinkt, dann nimmt es etwa 0,01 bis 0,1 Milligramm THC auf. Das ist eine sehr geringe Menge. Ein gewohnheitsmäßiger Konsum sollte allerdings vermieden werden, da das Gehirn des Neugeborenen in seiner Entwicklung möglichst wenig gestört werden sollte.
Fazit:
Es ist jeder Mutter, egal ob bei Alkohol, Nikotin oder Cannabis selbst überlassen, was sie tut und auf was sie verzichtet. Ich denke, so wie ein Glas Wein dem Baby nicht schaden soll, tut das einmal ein Joint auch nicht. Permanenten Konsum halte ich dennoch für nicht sehr verantwortungsvoll. Achtet einfach auf euch und darauf, was euch euer Baby versucht zu sagen. Da kommt dann wohl einfach der Mutterinstinkt von ganz alleine… hoffe ich.
Aber bitte wirklich Hände weg von Alkohol und Nikotin. Habt ihr übrigens gewusst, der Embryo in den ersten Wochen gar keine Cannabinoide abbekommen kann? In den ersten zwei bis drei Wochen der Schwangerschaft können Drogen dem Embryo noch nicht schaden. Es hat sich noch keine ausreichende Verbindung zwischen dem mütterlichen Blut, in dem sich mögliche Schadstoffe (inklusive Drogen) befinden, und dem Embryo ausgebildet.
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